Viele Autos auf einem Parkplatz

Von vorgestern: Warum der Pro-Auto-Plan der FDP absurd ist

Ein Beitrag von Katharina Baum

Teilen

Kategorien

Meinung

Die FDP möchte mit kostenlosen Parkplätzen die Innenstädte beleben. Mit unserem Rhetorikseminar zeigen wir, wie man gegen diese und ähnlich absurde Argumente besteht.

Man ist aus der Politik ja immer mal wieder mit Merkwürdigkeiten konfrontiert, aber so etwas absurdes wie das Pro-Auto-Programm, dass die FDP am 12. August 2024 verabschiedet hat, ist uns lange nicht mehr untergekommen. Hauptziel des bizarren Papiers mit dem Titel „Fahrplan Zukunft – Eine Politik für das Auto“ ist es, die Innenstädte wieder attraktiver für den Autoverkehr zu machen.

Die FDP will, dass Städte und Kommunen kostenloses Kurzzeitparken anbieten, oder als Alternative eine Parkflatrate nach dem Vorbild ausgerechnet des Deutschland-Tickets. Parkraum dürfe nicht künstlich verknappt werden. Wo der Platz herkommen soll, auch dafür hat die FDP eine Lösung parat: Weniger Fahrradstraßen und Fußgängerzonen! Und wenn, dann bitteschön nur mit sinnvollem Gesamtkonzept und unter Beteiligung von allen auch nur entfernt Betroffenen.

Neben den offensichtlichen Logik-Lücken (Fahrradstraßen brauchen ein Konzept und Beteiligung, aber Parkplätze nicht?) gibt es eine ganze Reihe von Argumenten, die verdeutlichen, wie absurd der Plan der FDP ist. In unserer täglichen Arbeit erleben wir immer wieder, dass Diskussionen um Verkehrs-Maßnahmen oft nicht rational, sondern hitzig und emotional geführt werden. Um sich in solchen Situationen behaupten können – egal, ob die schlechten Argumente von der FDP, vom Einzelhandelsverband oder aus einer Bürgerversammlung kommen – haben wir ein zweitägiges Seminar entwickelt. Hier lernen Teilnehmer*innen, auch in stressigen Diskussionen gelassen aufzutreten und rhetorische Tools gezielt einzusetzen. Das Seminar richtet sich vor allem an kommunale Mitarbeiter*innen, ist aber auch für alle anderen, die täglich für die Verkehrswende argumentieren, hilfreich.

Trugschluss: Kostenlose Parkplätze für belebte Innenstädte


Aber zurück zum Plan der FDP: Die Partei behauptet, mit ihrer Pro-Auto-Politik die Wirtschaft in Innenstädten beleben zu wollen. Aber wo florieren Städte? Da, wo sie attraktiv für Menschen sind, beispielsweise in Paris, Amsterdam, Barcelona, Kopenhagen, Gent: Alles Erfolgsmodelle, die auf weniger Autos, mehr Aufenthaltsqualität und Platz für Menschen setzen. Und auch ein Blick in die Wissenschaft ist eindeutig: Dass Geschäfte ihren Umsatz steigern, wenn mehr Menschen zu Fuß oder mit dem Rad vorbeikommen als mit dem Auto, ist hinlänglich bewiesen.

Und: Parkplätze zur Verfügung zu stellen und zu unterhalten, kostet die Kommunen jedes Jahr riesige Geldsummen. Wegfallende Parkeinnahmen würden eine zusätzliche Belastung für klamme kommunale Kassen bedeuten.

Wirtschaftsförderung bzw. Wirtschaftlichkeit ist also kein Argument für den Plan der FDP. Das sagen übrigens nicht nur die Grünen, von denen sich die Liberalen mit ihrem Papier explizit abgrenzen wollen. Parteiübergreifend setzen sich Städte und Kommunen seit Jahren für mehr Freiraum ein, um lebenswertere Städte zu schaffen und den Platz zwischen den verschiedenen Verkehrsarten gerechter aufzuteilen. Und das tun sie nicht, weil sie Autos diskriminieren wollen, sondern weil es die einzige Möglichkeit ist, mit den zunehmenden Wetterextremen umzugehen.

Klimaanpassung braucht weniger Autoverkehr


Wo Flächen versiegelt sind, fließt kein Regenwasser ab, stehen keine Schatten spendenden Bäume, heizen sich unsere Städte übermäßig auf. In der Folge leiden Anwohner*innen unter übermäßiger Hitze im Sommer, oder an Unwetterschäden an ihren Häusern. Das ist keine Meinungsmache, sondern Realität. Und ja, auch eine Fahrradstraße ist eine versiegelte Fläche – aber wenn rechts und links davon keine Autos parken, ist viel mehr Platz, um Grünflächen anzulegen. Und es kommen mehr Menschen auf weniger Platz ans Ziel – was den Flächenverbrauch angeht, ist das Auto nämlich das ineffizienteste Verkehrsmittel überhaupt. Mehr Menschen, die aufs Fahrrad, in den Bus oder die Bahn steigen oder zu Fuß gehen heißt auch: weniger Abgase (die zusätzlich zur Erhitzung der Städte beitragen, von der schlechteren Luftqualität ganz zu schweigen), weniger Lärm und mehr Platz für alle.

Die von der FDP vielbeschworene Technologieoffenheit sollte auch bedeuten: Offenheit für die Technologien Fahrrad, Bus, Bahn und Sharing-Angebote – ja, auch Carsharing. Wirtschaftlich, klima- und umwelttechnisch und auch sozial macht alles andere einfach keinen Sinn. Doch gerade, wenn es um Autos geht, werden rationale Argumente oft nicht gehört oder mit irrationalen Argumenten totgeredet. Wie man mit solchen Situationen umgehen kann, wie man Skeptikern begegnet und welche Argumentationsstrategien funktionieren, lernen Sie in unserer Weiterbildung.

Hier entlang, wenn du mehr zu unserem Rhetorik-Seminar „Argumentieren für die Verkehrswende“ erfahren oder dich zu einem der freien Termine anmelden möchtest.

Hast du Fragen zu unserem Angebot? Dann sprich uns gerne an!

 

Porträtfoto Katharina Baum

Katharina Baum

Redakteurin und Projektmanagerin

Katharina ist ein Allround-Talent: Ob Redaktion, Produktion oder internationale Projekte, sie hält alle Fäden in der Hand. Wenn es darum geht, außergewöhnliche Medien wie Hörstationen zu entwickeln, ist sie vorne mit dabei. Mit ihrer mehrsprachigen Begabung für Kommunikation führt sie Kundenprojekte zum Erfolg.

Entdecken

Agenturleben

An einer Magnettafel sieht man verschiedene Magnetstreifen mit Aufschriften, z.B. "Radverkehr" und "Fußverkehr".
Von den Büromaterialien über die Kund:innen bis zum privaten Engagement der Mitarbeiter:innen: Unsere Praktikantin Lena berichtet, wie sie Nachhaltigkeit bei fairkehr erlebt. mehr...
Meinung

Viele Autos auf einem Parkplatz
Die FDP möchte mit kostenlosen Parkplätzen die Innenstädte beleben. Mit unserem Rhetorikseminar zeigen wir, wie man gegen diese und ähnlich absurde Argumente besteht. mehr...
Magazine & Broschüren

Kachel zeigt die Worte: "zuhören, verbinden, verändern"
Von Thailand bis in die Türkei: Für den digitalen Nachhaltigkeitsbericht der GIZ haben wir Stimmen aus aller Welt gesammelt. mehr...