Nachhaltigkeit im Grafikdesign

Beim Thema „Nachhaltigkeit im Grafikdesign“ denkt man schnell an nachhaltige Materialien wie zertifiziertes Papier oder wasserbasierte Druckfarben, vielleicht sogar an den Verzicht auf Druck insgesamt.

Das sind ohne Zweifel wichtige Faktoren, aber nicht die einzigen. Welche Bereiche lassen sich im Grafikdesign darüber hinaus nachhaltiger gestalten und was kann man als Gestalter*in tun, um dem eigenen Nachhaltigkeitsanspruch, aber auch dem der Kund*innen, gerecht zu werden? Schließlich möchte man die Welt zu einem schöneren und besseren Ort machen. Sehen wir uns drei Bereiche an, die hier eine Rolle spielen:

Der erste technische Aspekt: Druck

Ein schön gestalteter Flyer, eine Broschüre, ein Plakat: Printprodukte machen nach wie vor einen großen Bereich im Grafikdesign aus und es ist richtig, dort anzusetzen. Bei vielen Kommunikationsmedien spielt die haptische Wirkung eine große Rolle in der Wahrnehmung und auch in der Markenbindung. Ein naheliegender Gedanke, wenn nachhaltig gedruckt werden soll, ist die Papierwahl. Es gibt zertifiziert recyceltes Papier, das die Ökobilanz von Frischfasern um Längen schlägt. Unbeschichtetes Papier, das nicht rein weiß sein muss, hat seinen eigenen Charme und strahlt Wärme aus: Das Gegenteil der Hochglanzprospekte, die bedruckte Gemütlichkeit, die Filzpantoffeln der Printerlebnisse. Es stimmt, dass die Wahl der Papiersorte bereits einen großen Einfluss hat. Und als Nebeneffekt macht es auch Spaß, die etwas anderen Eigenschaften des Materials in den Designprozess zu integrieren.

Auch nach dem reinen Druck gilt es, Entscheidungen für mehr Nachhaltigkeit zu fällen. Veredelungen wie beispielsweise UV-Lacke nehmen dem Papier seine Verwertbarkeit und machen Papiermüll schnell zu Restmüll – bekanntermaßen die schwierigste Recycling-Kategorie. Eine gute Alternative, wenn Werbematerialien zu Hinguckern werden sollen, bieten etwa Prägungen oder Stanzungen. Diese veredeln das Papier, ohne fremde Stoffe hinzuzufügen, um so besser wieder in den Kreislauf zurückgeführt werden zu können.

Oder können Printprodukte weiterverwertet werden? Kartons für Kinderschuhe enthielten zum Beispiel in den 1970er Jahren Bastelanleitungen für die kleinen Kund*innen, damit diese mit dem Karton spielen konnten. Verpackungsdesign hat gigantisches Potenzial, die Umhüllung selbst kann so viel erzählen. Ein Eierkarton aus Graspapier. Schön nachhaltig, denkt ein*e  Konsument*in. Handelt es sich um Eier von freilaufenden, aus der Massentierhaltung geretteten Legehennen, die in Graspapier verpackt werden, dessen Gras auf der gleichen Wiese wächst, auf der diese Hennen jeden Tag scharren und picken, dann erzählt das Material selbst eine Geschichte. Das gleiche gilt beispielsweise für Bleistifte mit integrierten Samen, die sich nach ihrer Nutzung einpflanzen lassen und die auch schon als fairkehr-Giveaways erfolgreich zum Einsatz kamen.

Bleistifte, die nach ihrer Nutzung eingepflanzt werden können, sind ein sinnvolles nachhaltiges Geschenk

Es gibt zahlreiche gute Ideen für eine ganzheitlich betrachtete Produktion, die Design und Nachhaltigkeit verknüpft. Eine gute Druckerei ist als Partner gern dazu bereit, die Möglichkeiten auszuloten und spannende Wege der Kommunikation zu finden.

Der zweite technische Aspekt: Digital

Doch auch im digitalen Bereich gibt es viel Potenzial für CO2-Einsparungen. Wir denken bei Clouds und Websites nicht direkt daran, dass alles Virtuelle dennoch einen analogen Anker braucht: Am Ende liegen alle vermeintlich digitalen Daten irgendwo auf der Welt auf Servern, diese Wolken schweben nicht. Die Wahl der Serverstandorte ist nicht nur eine sicherheitsrelevante Frage (Stichwort Datenschutz), sondern auch eine Frage der Umweltverträglichkeit. Serverräume sind Stromfresser, bieten aber enormes Potenzial in Bezug auf Nachhaltigkeit: Viele Versuche nutzen die enorme Abwärme von Rechenzentren beispielsweise zum Beheizen anderer Gebäude oder zum Züchten CO2-bindender Algen, die im warmen Wasser gedeihen. Auch die Stromquelle spielt natürlich eine Rolle.

Generell gilt in Hinblick darauf: Spart man Daten, spart man Strom. Je weniger gespeichert wird, desto weniger Energie wird für diese Speicherkapazitäten aufgewendet. Es macht also nicht nur Sinn, Bildgrößen zu begrenzen oder Videos nicht automatisch abzuspielen, sondern auch beispielsweise Schriftarten zu reduzieren. In den letzten Jahren gibt es vermehrt sogenannte variable Schriftarten: Anstatt mehrerer Dateien für alle Schriftschnitte (Bold, Italic…) gibt es eine Datei, die alle Informationen skalierbar enthält. Auf die Masse gerechnet bedeutet diese Umstellung eine riesige Einsparung, sowohl auf Websites als auch in Apps. Viele Websites nutzen inzwischen den „Dark Mode“ (oder bieten ihn alternativ an). Nicht nur, um die Augen zu schonen, sondern auch, um je nach Bildschirm potenziell Energie zu sparen. Manche sehen solche Lösungen als Tropfen auf den heißen Stein, aber es gibt eben selten das eine entscheidende Element, das alles von heute auf morgen verbessert. Zahlreiche kleine Ideen bringen den verantwortungsvollen Umgang mit Datenmengen voran.

Der soziale Aspekt

Zu guter Letzt ist der Aspekt, der zum Glück in den letzten Jahren immer mehr zum nachhaltigen Wirtschaften gezählt wird, auch im Designbereich ein Thema: Der soziale.

Das Interesse an Grafikdesign und die Berufswahl resultieren oft aus einem Hobby: Design ist mit der Kunst eng verwoben, das Spiel mit Farben, Formen und Schriften ist eine intuitive und intrinsisch motivierte Leidenschaft, die erst im zweiten Schritt in vernunftgesteuerte Wege gelenkt wird. Das macht Designer*innen aber auch anfällig für Ausbeute. Viele Agenturen pflücken hochmotivierte junge Praktikant*innen von den Unis und lassen sie günstig große Projekte bearbeiten, schließlich wird der Lohn ja mit Spaß und Stolz aufgestockt. In der Folge reiben sich viele Gestalter*innen auf und brennen aus. Klar, das klingt klischeehaft und verkürzt die Wahrheit, aber die schwarzen Schafe haben die Herden noch nicht verlassen.

Umso wichtiger ist es also, dass Design auch sozial nachhaltig behandelt wird: Wenn eine Person diesen Beruf gern ausübt, Zeit und Gelegenheit bekommt, mit der Kundschaft gemeinsam gut durchdachte Projekte zu erschaffen, sich gesehen und geschätzt fühlt, dann können großartige Projekte entstehen. Die Folge sind treue Teams, die aufeinander abgestimmt sind, sich gegenseitig motivieren und wahre Lösungen finden. Das ist viel wert und spart langfristig gesehen allen Beteiligten (Angestellten, Führungskräften, Kund*innen, Steuerzahler*innen, Krankenkassen…) Geld und Nerven.

Nicht nur in Bezug auf den Gestaltenden selbst muss sich der soziale Aspekt messen, schließlich ist Design eine Dienstleistung. Man gestaltet für andere, sollte also auch hier feinfühlig vorgehen: Wie barrierearm oder -frei ist ein Design, werden Klischees bedient oder ist es diskriminierungsfrei, werden Zielgruppen auf Augenhöhe behandelt? Auch das sind kritische Fragen, denen sich nachhaltiges Design stellen muss und sollte. Die Gesellschaft wird durch sichtbare Kommunikation mitgestaltet und hat ihr eigenes Klima.

Die Botschaft

Neben der visuellen Gestaltung ist das Wesen des Kommunikationsdesigns die Botschaft. Simple Gegenüberstellung: Nutze ich Kommunikationsdesign beispielsweise, um klimaschädliche Produkte zu verkaufen oder um ein Umdenken zu unterstützen? Das ist letztendlich der Punkt, an dem wir bei fairkehr als nachhaltige Agentur ansetzen: Wir betreuen, unterstützen und schaffen Projekte, die unseren Werten standhalten und sehen uns genau an, wem wir unsere Energie schenken. Wie wir Gestaltung einsetzen und welche Botschaften wir damit vermitteln, prüfen wir gewissenhaft. Denn, und dafür zitieren wir einen absolut treffenden Buchtitel: „Design ist mehr als schnell mal schön“.

Sie brauchen Unterstützung bei der grafischen Ausgestaltung Ihrer Projekte? Sprechen Sie uns gerne an!